Ulrike Putz vom Spiegel bringt einen Frontbericht aus dem Irak:
„Einst kamen sie, um die Iraker zu besiegen. Heute sollen US-Soldaten mit den ehemaligen Feinden Streife laufen und ihnen ihr Leben anvertrauen. Die neue Doktrin, die ‚Herzen und Hirne‘ der Iraker erreichen zu wollen, funktioniert – dennoch schlafen viele Marines neben ihrer geladenen Pistole.“
„Sie sind jung, sie geben sich schneidig, unter den beigefarbenen Overalls der Wüstenkämpfer zeichnen sich Muskelberge ab. Wer sich keine Glatze geschoren hat, trägt das Haar nach Dienstvorschrift ‚High and Tight‘, an den Seiten kahl, auf dem Oberkopf raspelkurz: Die US-Marines des Außenpostens in der nordwest-irakischen Kleinstadt Rawah könnten für ein Rekrutierungsplakat der amerikanischen Elitetruppe Modell stehen.“
„Wären da nur nicht die Schnurrbärte. Behaarte Oberlippen sind äußerst untypisch für die Marines. Dass fast die ganze Kompanie sich einen Schnauzer stehen hat lassen, muss also Gründe haben: ‚Der Captain hat angeordnet, dass sich jeder, der kann, einen Schnurrbart wachsen lässt‘, erklärt ein Sergeant den Einheitslook. Im Irak, wo Schnauzbarttragen existenzieller Bestandteil des Mannseins ist, komme es bestimmt gut an, wenn man sich den lokalen Sitten anpasst, so die Überlegung“.
Der unter Entwicklungshelfern, Politologen und im AA kursierende Schnurrbartindex verdient in diesem Zusammenhang Erwähnung. Er postuliert eine eher unzufällige Korrelation zwischen autoritärer Staatsführung und dem Anteil der Schnurrbartträger einer Regierungsmannschaft. Egal: „The United States invariably does the right thing, after having exhausted every other alternative“.[1] Wollen wir es hoffen.
- Winston Churchill, angeblich
Foto: Ulrike Putz/Der Spiegel (Ausschnitt)